Balloon vibes
- Peter

- 5. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Göreme, Ballone und Kaffee
Um 13:00 Uhr fuhren wir in Avanos ein, kurz vor Göreme. Über 1400 Kilometer durch die Türkei lagen hinter uns, und wir hatten es bisher erstaunlich konsequent geschafft, die türkische Küche zu umgehen. Nicht aus Prinzip, sondern aus Umständen. Zu spät, zu weit, geschlossen, zu kompliziert. Diesmal hielten wir an. Es war Zeit, ein Mittagessen zu wagen.
Wir landeten in einem Selbstbedienungsrestaurant, das offenbar für Gruppenreisen gebaut wurde. Busladungen von Menschen wurden direkt ans Buffet gespült. Der Ablauf war klar strukturiert: rein, greifen, zahlen, raus. Es war nicht das, was wir uns vorgestellt hatten – aber wir assen trotzdem.
Mit vollem Magen und begrenztem Stolz fuhren wir weiter nach Göreme, von Norden her. Unser geplanter Übernachtungsplatz lag auf der westlichen Kante – ein poetischer Begriff für eine staubige Anhöhe mit Aussicht. Wir hatten keine Ahnung, wo die Ballone am Morgen starten, wohin sie fliegen oder ob sie überhaupt fliegen. Rund um Göreme standen Camper – im Osten, im Westen, im Süden. Offenbar war Ratlosigkeit ein gemeinsames Konzept.
Also standen wir auch. Mit einem Bild im Kopf – Ballone über dem Tal, sanftes Licht, etwas Magie – und einem Wetterbericht, der nüchtern sagte: Morgen wird das nichts.
Tag 1 – 04:30 Uhr
Es geht los. Motoren knurren, Türen klappern, Taschenlampen fuchteln durch die Dunkelheit, Stimmen kratzen an der Kälte. Neben uns beginnen sie mobile Fotostudios aufzubauen – „Marry Me“ leuchtet in grellem Neon, romantisch wie ein Zahnarztbesuch.

Währenddessen werden Ballone von Anhängern gezogen, als müsste man sie erst überreden, bevor man sie mit heisser Luft füttert.

Die Szene ist bizarr – und sie ist erst der Anfang.
Was folgt, übertrifft jedes Bild im Kopf, jede Vorstellung, die wir uns zurechtgelegt hatten. Es ist visuelle Poesie. Ein Spektakel, wie wir es noch nie gesehen haben. Die Ballone steigen auf, lautlos und leicht, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Farben, Formen, Bewegung – alles im richtigen Takt.

Tag 2 und 3
Noch halb blind vor Schlaf – und doch: da stehen sie wieder. Die Ballone. Bunte Riesen, prall gefüllt mit Heissluft und der Idee vom Abheben. Man könnte meinen, der Zauber nutzt sich ab. Tut er aber nicht. Im Gegenteil. Er steht einfach wieder auf, wie wir, und funktioniert.
Ein paar Fotos, ein paar Lacher, kalte Finger, warme Freude.

Der Wind ist gnädig, das Wetter spielt mit – zumindest bis zum Mittag. Dann wird es grau. Dann kommt der Regen. Dann gibt es Kaffee aus Bechern, mit dem stillen Trost, dass es immerhin Kaffee ist.

Aber morgens – morgens hebt sich alles. Die Stimmung, das Herz, die Ballone. Man sieht nach oben und ist für einen Moment woanders.
Manchmal reicht es, früh aufzustehen, still zu staunen – und sich von einem Ballon daran erinnern zu lassen, wie leicht das Leben sein kann.




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