Tbilisi - Stadt im Wandel
- Peter

- 21. Mai
- 2 Min. Lesezeit

Tbilisi begeistert – aber anders
Tbilisi begeistert. Nicht auf die laute, überdrehte Art. Sondern auf die leise, ehrliche Weise, die unter die Haut geht. Mich erinnert die Stadt an Kapstadt vor 20 Jahren. Damals lag Aufbruch in der Luft – genauso wie hier. Überall wird saniert, restauriert, umgebaut. Häuser, die Jahrzehnte im Dornröschenschlaf lagen, werden wachgeküsst. Balkone bekommen neue Farbe, Dächer neuen Glanz. Und trotzdem: Der Charme des Alten bleibt spürbar.
Architektur im Umbruch
Was uns besonders fasziniert, ist die Architektur. Sie ist wild, widersprüchlich, schön. Neben bröckelnden Fassaden stehen moderne Glasfronten, dazwischen Hinterhöfe voller Wäscheleinen und Katzen.
Und mittendrin treffen wir ihn: den alten Mann in der Wäscherei, der früher Architekt war. Mit ruhiger Stimme erzählt er von früher, von Beton und Bauplänen, vom Zerfall und jetzt vom Neubeginn. Er ist so etwas wie ein stiller Zeitzeuge dieser Stadt im Wandel.
Zwischen Szene und Seelenfutter
Kulinarisch ist Tbilisi ebenfalls eine Wucht. In hippen Szenelokalen mit Charme trinken wir Naturwein und probieren Gerichte, deren Namen wir kaum aussprechen können. Und dann gibt es da diese kleine Küche um die Ecke – geführt von zwei Frauen, die einfach nur "Mama" genannt werden. Es gibt Eintopf, frisch gebackenes Brot, georgische Küche und diesen Geschmack von Zuhause. Beides gehört zu Tbilisi. Der neue Puls – und das alte Herz.
Verkehrschaos inklusive
Was Tbilisi ebenfalls mit Kapstadt teilt: das Chaos auf den Strassen. Ampeln sind eher Vorschläge, Spuren optional. Wer hier fährt, braucht starke Nerven – und ein gutes Hupverhältnis. Wir sind mittendrin mit unserem 4x4-Truck, zwischen klapprigen Ladas, blitzenden SUVs und hupenden Marshrutkas.
Parkplätze kommen auch nicht, wenn man das Universum ruft. Vorankommen ist ein Guduldsspiel und erinnert an Eile mit Weile. Aber genau das macht’s auch spannend: Dieses scheinbar regellose Durcheinander, das irgendwie doch funktioniert.
Sameba bei Nacht
Wir haben direkt an der Sameba-Kathedrale übernachtet. Still. Riesig. In goldenes Licht getaucht. Tagsüber monumental, nachts magisch.
Die Architektur wirkt wie ein Statement: traditionell georgisch, aber mit moderner Kraft gebaut. Eine der grössten orthodoxen Kirchen weltweit – und ganz allein davor zu stehen, mitten in der Nacht, hatte etwas Besonderes.
Tiflis oder Tbilisi?
Viele nennen die Stadt noch "Tiflis" – so hiess sie jahrhundertelang auf Deutsch, Russisch und vielen anderen Sprachen. Doch offiziell heisst sie Tbilisi – so, wie sie auf Georgisch seit jeher genannt wird. Tbilissi, die Stadt der warmen Quellen (tbili = warm).
Der georgische Name Tbilisi ist seit 1936 der korrekte und international anerkannte Name der Stadt. Die georgische Regierung hat mehrfach darum gebeten, dass auch in anderen Sprachen Tbilisi statt Tiflis verwendet wird – aus Respekt gegenüber Sprache, Kultur und Selbstbestimmung.
Fazit - Tbilisi bleicht hängen
Städte zu entdecken hat ihren Reiz. Aber nicht jede bleibt hängen.Tbilisi schon. Vielleicht, weil sie nicht glatt ist. Vielleicht, weil sie sich verändert, ohne sich selbst zu verlieren. Oder vielleicht, weil man hier Menschen trifft, die einen kurz innehalten lassen – mitten im Lärm, mitten im Leben.









































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